UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR HALS-, NASEN- UND OHRENHEILKUNDE, KOPF- UND HALSCHIRURGIE

Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe (OSA)

Erste Zungenschrittmachertherapie an der Universitätsmedizin Magdeburg

In der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Arens Ende Januar 2021 die erste Implantation eines sogenannten Zungenschrittmachers zur Therapie der nächtlichen obstruktiven Atmungsstörung (OSAS), auch Schlafapnoe genannt, durchgeführt.

Was ist eine Schlafapnoe?

Die Schlafapnoe ist eine ernstzunehmende Atemstörung und tritt während des Schlafs wiederholt auf. Dabei kommt es zur Verringerung oder dem kompletten Aussetzen der Atmung durch Verengung des Rachenraums. Diese Atempausen können mehrere hundert Mal pro Nacht auftreten und Minuten lang andauern. Durch den Kollaps im Bereich der oberen Atemwege kommt es zu einem Abfall der Sauerstoffkonzentration im Blut. Die Folge ist, dass der Betroffene immer wieder wach wird und dadurch keinen erholsamen Schlaf führen kann. Lautes Schnarchen, Tagesschläfrigkeit, Kopfschmerzen am Morgen und Konzentrationsstörungen bis hin zu depressiver Verstimmung gehören zu den typischen Symptomen der OSAS.

Für wen ist der Zungenschrittmacher geeignet?

Der Zungenschrittmacher ist für Betroffene geeignet,

  • die unter einer mittleren bis schweren Schlafapnoe leiden. Dazu muss der "Apnoe-Hypopnoe-Index" (AHI) im Bereich von 15 bis 65 Atemaussetzern pro Stunde liegen.
  • bei denen die CPAP-Therapie nicht erfolgreich wirkt oder mit erheblichen Nebenwirkungen einhergeht.
  • die kein starkes Übergewicht haben. Der Body-Mass-Index (BMI) sollte nicht über 35 liegen.
  • die nicht unter schweren neuromuskulären Erkrankungen leiden.
  • bei denen keine anderen Schlaferkrankungen oder Schlafstörungen wie z.B. Narkolepsie vorliegen.

Wie funktioniert der Zungenschrittmacher?

HNO Webseite Universitätsklinik Magdeburg

Bei Betroffenen von obstruktiver Schlafapnoe erschlaffen die Zungenmuskulatur und das umliegende Gewebe während des Schlafes. Durch das Zurückfallen der Zunge werden die oberen Atemwege verschlossen und die Atmung setzt für einen längeren Zeitraum, d. h. mehr als 10 Sekunden, aus. Der damit einhergehende Sauerstoffmangel führt zu häufigen Aufwachreaktionen während der Nacht. Mit dem Zungenschrittmacher wird der Zungennerv während des Schlafens gezielt mit einer Elektrode stimuliert. Dadurch wird verhindert, dass die Zunge im Schlaf erschlafft, zurückfällt und die Atemwege verschließt. Durch den Zungenschrittmacher kann die Luft ungehindert in die Lunge strömen. Atemaussetzer sowie weitere Symptome der obstruktiven Schlafapnoe, wie z. B. Schnarchen, treten nach der Behandlung dann seltener auf. Das System wird über eine kleine Fernbedienung gesteuert und besteht aus drei Komponenten: einem kleinen Generator, einem Atemsensor und einer Stimulationselektrode. Die Therapie wird einfach abends vor dem Zubettgehen eingeschaltet und am Morgen nach dem Erwachen wieder ausgeschaltet.

Wie läuft die Behandlung ab?

Phase 1: Voruntersuchung

Ein speziell geschulter Arzt berät den Betroffenen in einem Erstgespräch in einem der Inspire Behandlungszentren. Mit Hilfe schlafmedizinischer Untersuchungen überprüft der Arzt anschließend die Eignung für die Inspire Therapie, unter anderem durch eine nächtliche Schlafmessung im Schlaflabor. Sind die Untersuchungen erfolgreich, vereinbaren Arzt und Betroffener einen Termin für die Implantation des Zungenschrittmachers.

Kontakt: OÄ Dr. Anja Giers,

Phase 2: Implantation

Der Zungenschrittmacher wird dem Betroffenen während eines kurzen stationären Aufenthalts von 3 bis 5 Tagen eingesetzt. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose minimal-invasiv, d. h. nicht über eine Operation mit großer Wundöffnung, sondern über lediglich zwei kleine Schnitte an Hals und Brustkorb. Noch am Tag der Implantation kann der Patient in der Regel normal essen und sprechen. Nach etwa 10 Tagen werden die Fäden gezogen. Nach etwa zwei bis vier Wochen ist der Zungenschrittmacher vollständig eingeheilt. Vorher darf er noch nicht benutzt werden.

Phase 3: Aktivierung

Sobald der Zungenschrittmacher vollständig eingeheilt ist, folgt die individuelle Therapieanpassung. In diesem Schritt aktiviert der behandelnde Arzt das System mit Werten, die auf den Betroffenen abgestimmt sind, und gibt dem Patienten eine umfassende Einführung in die Bedienung der Inspire Therapie. Danach kann der Patient den Zungenschrittmacher über eine Fernbedienung abends ein- und morgens wieder ausschalten, die Stimulation anpassen und sich langsam an das neue System gewöhnen. Die meisten Patienten benötigen ein paar Nächte, um sich an den Zungenschrittmacher zu gewöhnen und bemerken dann nichts mehr von der Stimulation. Nach der Eingewöhnungsphase von 3 Monaten wird das System im Schlaflabor überprüft und bei Bedarf in einer Einstellungsnacht individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst und nachjustiert.

Phase 4: Nachsorge

Die Nachsorge erfolgt einmal jährlich bei dem behandelnden Schlafmediziner oder HNO-Arzt. Bei der ausführlichen Kontrolle werden Batteriestatus und Nutzung des Systems überprüft und die Therapie gegebenenfalls angepasst.

Welche Vorteile bietet der Zungenschrittmacher?

Zungenschrittmacher Fernbedienung

Bei einer obstruktiven Schlafapnoe gilt die Behandlung mit einer CPAP-Maske als Standardbehandlung. Einige Betroffene kommen im Alltag allerdings nicht mit der CPAP-Maske zurecht, da sie unter unerwünschten Nebenwirkungen leiden, die eine wirksame Behandlung verhindern und die Lebensqualität mindern. Der Zungenschrittmacher bietet eine wirkungsvolle Alternative für Betroffene, bei denen die CPAP-Therapie und andere Behandlungsmöglichkeiten versagen. Bei dieser innovativen Therapieform werden die nächtlichen Atemaussetzer deutlich verringert – ganz ohne Beatmungsmaske.

Hilfe bei Obstruktiver Schlafapnoe – Livetalk zur Inspire Therapie mit Oberärztin Dr. Anja Giers

 

Wie funktioniert ein Zungenschrittmacher? - Ein Patient der UMMD berichtet über seine Erfahrungen

Weitere Informationen über die obstruktive Schlafapnoe und die Inspire Therapie erhalten Sie unter: www.inspiresleep.de.

Letzte Änderung: 10.07.2023 - Ansprechpartner:

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